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Grabner Hype Test / Review
Das Grabner Hype ist ein kleines, wendiges Luftboot für Tagestouren auf Flüssen, wobei der Fokus hauptsächlich im Wildwasser liegt. Das Hype ist das einzige Luftboot im deutschsprachigen Raum, welches einem PE Wildwasserkajak nahekommt. Ich besitze das Boot seit 2020 und bin um die 500 km damit gepaddelt (Stand: Dez. 2023).
Grabner Hype im Butterfass an der Waldnaab
Daten & Fakten
Personen
1
Abmessungen
250 x 70 cm
Packmaß
80 x 40 x 15 cm
Gewicht
13,5 kg
Zuladung
90 kg
Wildwasserstufe
4
Aufbauzeit
circa 5 min
Gepäcktouren
nein
Steueranlage
nein
Finne
nein
Preis
2290 € (2024)
Material
Naturkautschuk mit EPDM Beschichtung
Betriebsdruck
0,3 bar
Zubehör
Bootszubehör im Lieferumfang:
-
Reparaturset und Ventil zum Aufpumpen
-
Gebrauchsanweisung
-
Fußstütze, Schenkelgurte und Sitz
-
Querstreben fürs Verdeck
empfohlenes Bootszubehör:
-
eine Grabner Outside Tasche für unter Deck im Heck
Das Grabner Hype auf einem passenden Bootswagen*, der zusammengebaut sogar in einer Grabner Outside Tasche leicht Platz findet.
Extra kleine Luftpumpe* fürs Hype
Einsatzbereich
Kleinflusstour an der Ilm
Leichte Wildwassertour an der Isar
Das Grabner Hype ist ein Luftboot mit den Eigenschaften eines PE Wildwasserkajaks und dementsprechend liegt der Schwerpunkt auf Tagestouren im Wildwasser. Ein Vorteil gegenüber dem PE Boot ist, das beim Hype keine Auftriebskörper benötigt werden und somit die Zuladung deutlich höher ist. Ein weiterer Vorteil ist das deutlich geringere Packmaß und somit der leichte Transport auch in Zügen und Flugzeugen. Ein eher neutral zu bewertender Punkt ist, dass sich das Hype im Vergleich zum PE Wildwasserkajak weniger sportlich fährt, jedoch mehr Fehler verzeiht. Anfänger werden diesen Punkt zu schätzen wissen, während sich fortgeschrittene Paddler daran stören. Der größte Nachteil ist, dass das Grabner Material bei Steinkontakt stark abbremst und man somit nicht einfach über knapp überspülte Steine und Wehre rutschen kann.
Vergleicht man das Boot mit anderen Luftbooten aus dem Hause Gumotex und Grabner, so ist es das mit Abstand sportlichste Boote und bietet die beste Performance im Wildwasser. Der größte Vorteil ist, dass man die Technik, die man im PE Wildwasserkajak benötigt, aufs Hype übertragen kann. So ist das Grabner Hype zum Beispiel das einzige Luftboot, in dem ich die Eskimorolle beherrsche. Die Rolle geht jedoch schwerer als im PE Boot, da der Kontakt etwas schlechter ist. 2015 habe ich die Grundtechniken fürs Wildwasserpaddeln im PE Wildwasserkajak gelernt, bin jedoch zwischen Juni 2020 und Juni 2023 nur noch Luftboote gepaddelt, dabei überwiegend im Hype. Während man sich beim Paddeln im Luftboot schnell die Technik ruiniert, war dies bei mir dank des Hypes nicht der Fall. Als ich im Juni 2023 wieder mehr Touren im PE Wildwasserkajak gepaddelt bin, hatte ich meine Technik durch das Paddeln im Hype sogar leicht verbessert. Wer sich schnell im Wildwasser weiterentwickeln will und eine einwandfreie Technik erlernen möchte, wird allerdings nicht um ein PE Wildwasserkajak herumkommen. Nutzt man die Vorteile des geringen Packmaßes bezüglich Lagerung und einfachen Transport nicht aus, könnte das PE Boot die bessere Wahl sein.
Neben dem Einsatz im Wildwasser benutze ich das Boot aufgrund seiner Größe und Wendigkeit auch sehr gerne auf Kleinflüssen. Für solch ein kleines Luftboot fährt es sich überraschend gut auf stehendem Gewässer. Bei entspanntem Paddeln mit dem Boot erreiche ich eine Geschwindigkeit von 5,4 km/h. Das Boot hat mit 13,5 kg ein geringes Gewicht, dass man es trotz der zusätzlich benötigten Paddelausrüstung für kurze Strecken gut auf dem Rücken tragen kann.
Sitz, Komfort & Verdeck
Originalsitz im Grabner Hype. Im Prinzip ist der Sitz bequem, allerdings stören mich die Seitenpolster beim Einsteigen, da man sich oft drauf sitzt und der Sitz hat ein erhöhtes Packmaß im Vergleich zu einem Luftsitz.
Alternativer Sitz* im Grabner Hype, den ich etwas bequemer finde. Trotz fehlender Seitenpolster kann ich das Boot mit diesem Sitz rollen.
Das Hype lässt sich mit einer Spritzdecke über den Süllrand komplett wasserdicht verschließen, dabei hält er die Spritzdecke einwandfrei fest. Beim Transport des Bootes darf der Süllrand auch geknickt werden. Für längere Lagerung zu Hause sollte er jedoch nicht geknickt werden.
Beim Bootsaufbau wird das Verdeck mit zwei Querstreben gestraft, wobei ich meistens die hintere Querstrebe weglasse, da sich das Boot so leichter rollen und beladen lässt.
Der Sitz im Boot ist an und für sich bequem. Allerdings empfinde ich die Seitenpolster als störend, da ich mich beim Einsteigen meist auf diese setze und sie dann wieder ausgerichtet werden müssen. Des Weiteren hat der Sitz ein recht großes Packmaß im Vergleich zu einem Luftsitz. Ich verwende deshalb einen alternativen Sitz* aus dem Gumotex Twist. Ich persönlich finde diesen Sitz bequemer und konnte nicht feststellen, dass sich das Boot dadurch schlechter fahren lässt, trotz des etwas schlechteren Kontakts durch die fehlenden Seitenpolster.
Im Lieferumfang vom Hype befinden sich auch Schenkelgurte, die den Kontakt zum Boot deutlich verbessern und ich beim Wildwasser paddeln auch immer verwende. Auf ruhigeren Flüssen benutze ich diese nicht, da man bequemer sitzt. Um den Kontakt zum Boot zu verbessern, gibt es als Zubehör Kniepolster allerdings engen mich diese zu sehr ein, weshalb ich sie nicht verwende.
Um das Boot bestmöglich zu paddeln, wird eine Sitzposition möglichst weit vorne bevorzugt. Ich sitze dabei so weit vorne, dass meine Knie oben am Verdeck anstehen, was mir zusätzlichen Halt bietet. In dieser Position und mit angelegten Schenkelgurten lässt sich das Boot sehr präzise fahren. Auf längeren Strecken ist diese Haltung eher unbequem. Vergleicht man den Komfort mit PE Wildwasserbooten fällt auf, dass auch diese oft nicht zu den bequemsten gehören.
Verwendet man keine Schenkelgurte im Hype, so ist das Boot durchaus recht bequem und ich finde mit meiner Größe von 1,75 m und einem Gewicht von 70 kg ausreichend Platz im Boot. Allerdings stoße ich mit meinen Schuhen (Schuhgröße 43) schon am Verdeck an, wobei das Verdeck nach gibt. Durch das schräg stellen der Fußstütze kann dies eventuell vermieden werden.
Fußstütze im Bug
Schenkelgurte im Hype
Querstreben, um das Verdeck zu straffen. Die obere kommt in den Bug und die untere ins Heck. Die Querstrebe fürs Heck verwende ich nicht, da dies die Zuladung und Eskimorolle erschwert.
Beladung
Mit einer Länge von 250 cm und einer maximalen Zuladung von 90 kg bietet das Hype wenig Raum für Gepäck. Mehrtägige Touren sind deshalb kaum möglich. Trotzdem ist die Zuladung im Vergleich zu einem klassischen PE Wildwasserkajak deutlich erhöht, da beim Hype keine Auftriebskörper benötigt werden. Für Tagestouren bietet das Hype mehr als ausreichend Platz. Im Heck hat man ein Volumen von 50 l. Darin bringe ich meinen Transportsack*, eine Luftpumpe* und eine Grabner Outside Tasche (37 l Volumen) unter. In der Outside Tasche findet das Nötigste leicht Platz, so zum Beispiel auch ein kleiner Bootswagen*.
Laderaum im Heck mit circa 50 Liter. Hier bietet es sich an, eine Grabner Outside Tasche für Tagestourengepäck zu verwenden.
Langlebigkeit
Das Grabner Hype wurde durch den häufigen Wildwassereinsatz bisher stark beansprucht. Trotzdem musste das Boot bisher nicht geflickt werden und ist in einem sehr guten Zustand. Der Grund dafür ist das sehr widerstandsfähige Polyester-Hochfest-Trägergewebe mit einer Kautschukbeschichtung. Allgemein sind Grabner Boote, die hochwertigsten Luftboote, die ich auf dem Markt kenne. Bei guter Lagerung und Pflege halten Grabner Luftboote gern 20 Jahre und länger. Dies bezahlt man aber mit einem hohen Preis, der sich wiederum in einer beachtlichen Werterhaltung widerspiegelt.
Bewertung mit Punkten (max 5 Punkte)
Kippstabilität: 2
Sportlichkeit: 5
Wuchtwasser: 4
verblocktes Wildwasser: 5
Geschwindigkeit: 3
Geradeauslauf: 1
Verdeck & Spritzdecke: 5
Sitz & Komfort: 2
Zuladung: 1
Kleinfluss-Tauglichkeit: 4
Großgewässer-Tauglichkeit: 1
Gewicht & Transport: 3
Langlebigkeit: 5
Hinweis: Die hier gelisteten Punkte gelten relativ für Luftboote. Ein Feststoffboot kann zum Beispiel deutlich schneller sein als ein Luftboot, das bei der Kategorie Geschwindigkeit die vollen 5 Punkte hat.
Fazit
Vorteile:
-
sehr sportliches und agiles Luftboot
-
Luftboot das PE Wildwasserkajak am nächsten kommt
- sehr robust und langlebig
Nachteile:
-
hoher Preis
-
stark bremsende Wirkung bei Steinkontakt
-
kaum mehrtägige Gepäcktouren möglich
Zusammenfassung:
Das Grabner Hype ist das Luftboot, welches einem PE Wildwasserkajak am nächsten kommt. Es ist ein ideales Boot für Tagestouren im bewegten Wasser, wobei es sich vor allem auf Kleinflüssen und im Wildwasser auszeichnet. Für ein Luftboot lässt sich das Hype sehr sportlich fahren und es gibt wenig Vergleichbares auf dem Markt. Aufgrund der Größe sind im Hype kaum Mehrtagestouren möglich. Wer ein Boot mit einem breiteren Einsatzbereich sucht, dem empfehle ich das Gumotex Safari*. Dies hat allerdings eine andere Bauart und gleicht eher einem Raftingboot für eine Person.